DIE IRRTÜMER UND ILLUSIONEN
RUND UM DIE DEMOKRATIE
PROLOG
Wie die Alten gesungen, so zwitschern die Jungen
Die obige Volksweisheit beschreibt in klarer Einfachheit das Wesen der Tradition. Die Tradition ist eine sehr streitige Angelegenheit unter den Menschen. Die einen plädieren dafür, die Traditionen zu hegen und zu pflegen, andere sehen in ihnen eher ein Hindernis in Bezug auf die Entfaltung fortschrittlicher Ideen. Traditionen sind überlieferte Verhaltensmuster, die auf ein tradiertes Denken aufbauen. Was aber ist tradiertes Denken? Ist tradiertes Denken nicht eine unbewusste Gedankenlosigkeit in Form einer unkritischen Übernahme alter Gedanken, die sich längst überlebt haben?
Die Kehrseite des Bekehrens ist die Abkehr von alten Traditionen.
(Monika Kühn-Görg)
Diese bemerkenswerte Aussage der Schriftstellerin Monika Kühn-Görg ist nahezu eine Einladung zum generellen Traditionsbruch, vor allem, wenn man sich vor die Frage einer freichristlichen Bekehrung gestellt sieht. Jede Revolution im Kontext der geistigen Evolution, also die geistige Höherentwicklung der Menschheit, wirft die Frage auf, ob der Traditionsbruch die einzige Tradition sein könnte, die es wert ist, gepflegt zu werden. Die Lehren Christi sind durch und durch revolutionär im Dienste der Evolution. Ist die Realisierung der Bergpredigt ohne Traditionsbruch machbar?
Demokratie – Tradition – Traditionsbruch
Demokratie als Idee kann, historisch gesehen, als eine „olle Kamelle“ gelten, als ein tradiertes Denken, als eine Denk-Tradition oder als tradierte Idee, an der schon die alten Griechen feilten. Sind die unverfälschten, urchristlichen Ideale auf dem Wege der Demokratie realisierbar? Zählt die Demokratie nicht auch zu den Traditionen, die gebrochen werden müssen, damit die Christus-Ideale verwirklichbar sind? Ist die Demokratie nicht die raffinierteste Herrschaftsform aller Zeiten, eine Illusion? Ist die Demokratie eventuell der Antagonist zur Freiheit? Mehr dazu im folgenden Dialog:
* * *
DIALOG
Frage 01
Warum taucht ausgerechnet in dieser Zeit, in der finstere Mächte die Demokratie und die Bürger- und Freiheitsrechte aushebeln, der Verdacht auf, die Demokratie selbst könnte zu den Ursachen der Faschisierung der Gesellschaft gehören?
Der Verdacht, dass die Demokratie selbst der Totengräber der Freiheit sein könnte, ist nicht neu. Er ist im Grunde genauso alt, wie die Idee der Demokratie selbst. Es gibt Zeiten, in denen die Ursachen aller Übel nicht so stark hinterfragt werden, im Gegensatz zu Zeiten des Umbruchs. Als die „Wohlstands-Ökonomie“ und mit ihr die „Wohlstands-Gesellschaft“ noch zu funktionieren schien, waren nur wenige Menschen bereit, diese Wirtschaft und die von ihr abgeleitete politische Ordnung ethisch-moralisch zu hinterfragen. Nun läuft sie ab, diese Zeit des „Weiter-So“.
Frage 02
Warum soll es ausgerechnet jetzt hilfreich sein, die Demokratie von ihrem Wesen her zu hinterfragen, während von Seiten der Regierung diktatorische Verhältnisse installiert werden? Muss nicht jetzt die Demokratie verteidigt werden, damit wir nicht bald von den Falken der Plutokratie regiert werden?
Diese Frage kann sehr unterschiedlich beantwortet werden. Wer glaubt, dass eine drohende diktatorische Herrschaft der „Falken“ mittels der Demokratie verhindert werden kann, wird die Demokratie verteidigen wollen. Wer jedoch davon ausgeht, dass die Demokratie der natürliche Gegner der Freiheit ist und somit grundsätzlich mit Diktatur, Faschismus und Krieg schwanger geht, der wird die Demokratie als Hort des Bösen nicht verteidigen wollen. Nur eine fundierte Analyse auf Basis des heiligen und heilsamen Willen des Christus-Gottes kann Licht ins Dunkle bringen.
Frage 03
Was hat der Wille Gottes mit Demokratie und Politik zu tun?
Nicht nur sehr viel, sondern alles, denn Gott ist die Allmacht in allem, was ist. Somit ist Gott auch im Bösen. Das Böse ist umgepolte und heruntertransformierte göttliche Energie. Alle Bosheiten gehen nur vom Menschen aus – warum? Der Mensch ist ein Produkt des Fallgeschehens. Wir alle waren einst reine Geistwesen. Seit dem Abfall von Gott trachtet der Mensch teils bewusst, teils auch unbewusst stets danach, seinen Eigenwillen gegen den Willen Gottes zu stellen. Politik steht gegen Gott. Sie ist ein schmutziges Geschäft. Das will und wird erkannt werden.
Frage 04
Kann Politik wirklich generell als schmutziges Geschäft gelten?
Wenn man vom heiligen und heilsamen Willen Gottes ausgeht, der uns durch Moses und vor allem durch Christus bekannt ist oder bekannt sein kann, und wenn man den Christus-Rat anwendet, der da lautet: „… an Ihren Taten sollt ihr sie erkennen“, kann man zu keinem anderen Schluss kommen. Hat Christus nicht gelehrt, dass sich kein Mensch über andere Menschen stellen soll? Hat Christus nicht die Nächsten- und Feindesliebe gelehrt, einschließlich der Achtung und Liebe zur Schöpfung? Was tut dagegen die Politik? Was sind ihre wahren Ziele?
Frage 05
Manchmal können Gegenfragen die besten Antworten sein. Dennoch: Selbst wenn man zu dem Schluss kommt, Politik sei ein schmutziges Geschäft, könnte man auf die Idee kommen, dass die Demokratie ein Korrektiv sein könnte, um Gutes in die Politik zu tragen. Was ist aus wahrer christlicher Perspektive an der Demokratie so sehr fragwürdig? Warum können Freie Christen ein Problem mit ihr haben?
Wahre Christen bemühen sich bekanntlich ernsthaft darum, alle Fragen des Lebens vollständig auf Christus auszurichten. Sie wollen die Gebote und die Regeln des Friedens und des ewigen Lebens im Leben erfüllen. Sie wollen also nicht mehr sündigen. Das setzt voraus, dass man sich selbst ständig beobachtet und sich selbst ständig korrigiert, um seinen Eigenwillen dem Willen Gottes zu opfern. Anders können wir nicht den Himmel auf die Erde holen, was wir ja tun sollen. Mir hat sich der Verdacht aufgedrängt, dass die Demokratie eine Verführung zur Sünde ist.
Frage 06
Was ist eigentlich Sünde und was ist eine Verführung zur Sünde?
Sünde ist schlicht und einfach jede ungute Empfindung, wie Hass oder Neid, jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat, also jede Haltung und jedes Verhalten, das sich gegen die Gesetze des Lebens, also gegen Gott und gegen den Geist der Erlösung durch Christus richtet. Streit und Feindschaft, das bewusste Gegeneinander und das bewusst Feindliche ist immer Sünde pur. Verführung zur Sünde ist jede dämonische Idee, sich zu versündigen. Es fragt sich, was die Demokratie konkret tut, was ihre Funktionen sind und ob der Wille Gottes auf ihren Fahnen steht.
Frage 07
Was tut die Demokratie und was sind ihre Funktionen?
Ganz grob ausgedrückt ist die Demokratie ein Prozedere, mit dem Menschen im gemeinschaftlichen Rahmen für alle Gemeinschaftsmitglieder zwingend festlegen, was zu tun und was zu lassen ist. Demokratie ist also ein Werkzeug zur Bildung des Willens einer Gemeinschaft und damit des Verhaltens der Gemeinschaft und deren Mitglieder. Hier wird also etwas erzwungen. Demokratie findet in Vereinen und Gesellschaften nach unterschiedlichen Satzungen statt. Auf staatlicher Ebene produziert die Demokratie Rechtsnormen, fälschlicherweise „Gesetze“ genannt.
Frage 08
Was kann daran so problematisch oder sogar sündig sein, wenn Menschen sich in Organisationen und Gemeinschaften bezüglich des Verhaltens der Organisation abstimmen und so den Willen der Mehrheit feststellen und zur Geltung bringen?
In Vereinen, Organisationen und in allen Gemeinschaften, denen man freiwillig und ohne Zwang angehören kann oder nicht, sehe ich weniger ein Problem. Wenn ich einer Organisation freiwillig beitrete, kann ich ja auch jederzeit freiwillig wieder aus ihr austreten, wenn ihre Beschlüsse, Entscheidungen und ihr Gehabe nicht mit den urchristlichen Prinzipien vereinbar sind. Auf staatlicher Ebene, sieht diese Frage ganz anders aus, denn hier kann man nur sehr schwer „austreten“ und selbst wenn man es tut, unterliegt man den Rechtsnormen des zwingenden Rechts.
Frage 09
Ist die Willensbildung als solche also nicht das Problem, sondern nur der Zwang auf staatlicher Ebene?
Beides scheint mir aus der Christus-Perspektive hochproblematisch zu sein. Der Zwang, der dem zwingenden Recht innewohnt, und die Gewaltmaßnahmen in der bekannten Form von Sanktionen und Strafen können nicht christlich sein. Bei der Willensbildung geht es darum, wessen Wille demokratisch entfaltet werden soll. Der Wille Gottes kann es nicht sein, denn der steht fest, ist bekannt und er ist ewig und daher unveränderbar. Also kann die Demokratie nur gegen Gott abstimmen lassen, wobei die Willensbildung selbst unter der Kuratel des Zwanges erfolgt.
Frage 10
Das dürfte vielen ein Novum sein, dass jeder Zwang gegen Gottes Willen und gegen die Lehren Christi ist. Woran macht sich das fest?
Schon die Zehn Gebote Mose, die ca. 3.300 Jahre alt sind, sind im „Du sollst“ formuliert. Wenn ich etwas tun oder unterlassen soll, dann muss ich es nicht tun. Das zeigt ganz klar: Gott ist Freiheit, Gott zwingt nicht. In der Bergpredigt und in den Lehren Jesu wird immer wieder darauf verwiesen, niemanden zu etwas zu zwingen. Jeder Mensch soll sich gemäß seines Bewusstseins und seines Gewissens verhalten dürfen. Nur dann lernen wir, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Nach Jesus sollen wir uns sogar selbst zu nichts zwingen, uns also nicht kasteien.
Frage 11
Was ist denn an der Demokratie auf staatlicher Ebene unfrei und somit gegen den Willen Gottes?
Bevor wir dieser Frage auf den Grund gehen, sollten wir uns ansehen, was auf staatlicher Ebene genau abläuft, wenn Demokratie ausgeübt wird. Folgende drei Arten der Demokratie lassen sich auf der staatlichen Ebene unterscheiden: die repräsentative Demokratie, die direkte Demokratie und die nicht klar definierte aber dennoch stattfindende Verhaltens-Demokratie. Allen drei Varianten und deren mögliche Mischformen ist eines gemeinsam und da liegt für wahre und aufrichtige Christen das Hauptproblem: Es geht immer und nur um den Willen des Menschen.
Frage 12
Was ist daran so tragisch, wenn im Staate der Wille des Menschen demokratisch festgestellt wird und darüber votiert wird, was im Land und im Volk geschehen oder nicht geschehen soll?
Es sind zwei wesentliche Fakten, die von Weltlingen und Materialisten natürlich nicht anerkannt sind: Erstens ist der menschliche Wille immer gegen den Willen Gottes gerichtet. Zweitens ist der Wille Gottes nicht verhandelbar und er kann von daher niemals Gegenstand eines Votums sein, dessen Ergebnis für alle bindend ist. Ist das 5. Gebot „du sollst nicht töten“ für wahre Christen etwa verhandelbar und ist wahren Christen das Töten erlaubt, wenn eine demokratische Mehrheit das Töten erlaubt oder gar verlangt? Ist der Wille Gottes eine weltliche Rechtsfrage?
Frage 13
Wieso kann behauptet werden, dass der menschliche Wille grundsätzlich gegen den Willen Gottes steht? Es gibt doch Menschen, die sehr gewissenhaft den Willen Gottes erfüllen. Deren Wille steht doch nicht gegen Gott, oder?
Der Mensch ist ja ein Produkt des Fallgeschehens. Das Fallgeschehen ist uns als Abkehr von Gott offenbart. Ein Engel, uns als Luzifer bekannt, wollte Gott als Allmacht nicht anerkennen, wollte Gott ebenbürtig sein. Viele weitere Geistwesen ließen sich ebenfalls auf diese Gegensätzlichkeit in Bezug auf Gott ein. Im Polit-Jargon könnte man sagen: „Eine oppositionelle Fraktion spaltete sich von Gott ab“. Wir Fallwesen verdichteten uns energetisch immer mehr. Allmählich wurden wir zu eigenwilligen und gottfernen Menschen im Gefängnis von Raum und Zeit.
Frage 14
Darf man fragen, warum Gott dieses Unglück des Fallgeschehens nicht in seiner Allmacht verhindert hat, denn Allmacht bedeutet doch, dass der Allmächtige das Ungute hätte verhindern können?
Genau das wird ja auch geschehen. Besser und klarer ausgedrückt: Das Licht des universellen Lebens wird alle Fallwesen wieder anziehen, denn wir Menschen und alle Seelen in den Seelenreichen und in den kosmischen Reinigungsebenen sind letztlich Lichtwesen. Das Erlöserwerk Christi ist ein energetischer Vorgang, der bewirkt, dass der Götterfunke in uns allen nicht erlöschen kann. Gott ist Freiheit, d.h. Gott erzwingt nichts und so ließ Er den Abtrünnigen ihren freien Willen, wohl wissend, dass alle Fallwesen ihren Hochmut und ihre Irrtümer bereuen werden.
Frage 15
Was bedeutet dieses kosmisch-geistige Wissen über das Fallgeschehen für unsere Untersuchung, ob die Demokratie aus urchristlicher Perspektive problematisch sein kann?
Hier kann ich nur meine eigenen Erfahrungen mit der Politik und deren Folgen publik machen, die natürlich jeder für sich auch anders sehen kann. Es kann meiner Ansicht nach nicht Gottes Wille sein, dass Menschen über Menschen herrschen und, dass diese regierenden Herren-Menschen ihre Rechtsvorschriften, ihre religiösen und ideologischen Denk- und Verhaltensvorschriften über die Zehn Gebote Gottes und über das Christus-Evangelium stellen. Zwar sind auch sie darin frei, sich gegen Gott zu versündigen, aber jeder ist auch darin frei, es nicht zu tun.
Frage 16
Bedeutet das, dass wir eigentlich gar nicht diese komplexe Rechtsordnung mit ihren ca. 2.100 Gesetzen, plus ca. 46.000 Einzelvorschriften, plus der ca. 3.140 Rechtsverordnungen mit weiteren 41.000 Einzelvorschriften bräuchten, wenn die Zehn Gebote und die Bergpredigt Jesu praktisch umgesetzt würden?
Dieser unglaubliche Gesetzes-Klüngel ist bei genauer Betrachtung das Resultat eines demokratisch verfassten Größenwahns, veranstaltet und vom Stapel gelassen von ebenso größenwahnsinnigen und scheinbar gewählten Profiteuren, die auf die Befehle von meist unbekannten Plutokraten hören. Das ist die Demokratie der Stellvertreter, die selbst aus dem Volke kommen, um das blauäugige und das selbst eigensüchtige Volk legal per Rechtsordnung auszuplündern und wenn die Kuh sich nicht mehr melken lassen will, gilt: „Bis du nicht willig, so brauch´ ich Gewalt.“
Frage 17
Die Volksvertreter in den Parlamenten sind doch frei und geheim per Urnenwahl gewählt. Können diese geheimen Wahlen aus wahrer christlicher Perspektive schon bedenklich sein?
Abgesehen davon, dass Parlamentswahlen keine wirklich freien Wahlen sind, bin ich mir darin sicher, dass es nicht Gottes Wille sein kann, dass ich meine Verantwortung vor Gott, vor der Natur, vor allen Lebensformen auf der Erde und vor mir selbst an andere delegieren kann, zumal diese von Anfang an eindeutig Positionen vertreten, die gegen das Leben und gegen den Christus-Gott sind. Ist das Abtreten der eigenen Verantwortung und Souveränität, das Anhimmeln und Ermächtigen der Mächtigen per Wahlen nicht unter Götzendienst abzubuchen?
Frage 18
Soll das eine Empfehlung sein, sich nicht an den Wahlen im Staate zu beteiligen?
Hier ist nur meine persönliche Überzeugung dargelegt. Ich selbst habe mich dafür entschieden, täglich zu wählen, und zwar Christus, den Friedensführer für uns alle. Daraus folgt: Ich brauche niemanden, der mir vorschreibt, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich brauche auch niemanden, der mich vertritt, zumal ich mich dazu berufen fühle, aktiv an der Entstehung und an dem Aufbau des Friedensreiches Christi auf Erden mitzuwirken. Die jetzige Zivilisation scheitert ja gerade an sich selbst. Das Leid wird uns lehren, das Göttliche zu wählen, statt das Menschliche.
Frage 19
Inzwischen üben ja viele Dissidenten und Widerständler heftige Kritik an der Parteien-Demokratie und am bestehenden Wahlsystem. Auch kann der permanente Rückgang der Wahlbeteiligung als Indiz dafür gelten, dass viele Menschen wohl nicht mehr daran zu glauben scheinen, dass die Politik der Ort der Gerechtigkeit ist. Was ist von den Modellen der direkten Demokratie zu halten, die man auch „Basis-Demokratie“ nennt?
Auch diese Frage muss jeder für sich selbst klären, weil die Haltung dazu von der Haltung zu Gott und zum Willen Gottes bestimmt ist. Aus meiner Sicht und nach meinen Erfahrungen übersehen die Protagonisten der direkten Demokratie, dass auch Volksabstimmungen diktatorisch sind und dieses auch sein müssen, denn der Wille der Mehrheit herrscht dann über die Minderheit. Auch hier gilt: „...und bist du nicht willig, so brauch´ ich Gewalt.“ Die Direkte Demokratie halte ich für eine Fata-Morgana, eine Illusion, eine Milchmädchen-Rechnung ohne den Wirt.
Frage 20
Was will das besagen, dass die Demokratie eine Illusion sein soll, die die Rechnung ohne den Wirt macht und wer ist der Wirt, der bekanntlich anders rechnet als das Milchmädchen?
Auch Illusionen sind Realität. Realität ist, dass die Masse und die Mehrheit aller Menschen erstens überwiegend egoistisch gestrickt sind, und zweitens dazu noch als unmündig weil obrigkeitshörig erkannt werden müssen. Der Wirt, ohne den wir keine Rechnung machen sollten, ist der noch gottferne Herren-Mensch. Man könnte sich ja mal testweise fragen, was dabei wohl heraus käme, wenn das Volk über die Abschaffung der Bundeswehr, über die Schließung aller Rüstungsbetriebe und über die Schließung aller Mastbetriebe und Schlachthöfe abstimmen dürfte.
Frage 21
Wahrscheinlich käme dabei nicht das Ergebnis heraus, was sich die Protagonisten der direkten Demokratie wünschen, jedenfalls die, die sich zum Frieden bekennen. Bedeutet das, dass die direkte Demokratie alles andere als ein Königsweg ist?
Nach meinem Dafürhalten sind auch demokratisch-politische Sach-Entscheide mehr als überflüssig. Wir wissen genau, was wir tun und was wir lassen sollen und die sogenannten Eliten und selbsternannten Polit-Strategen wissen es auch. Auch bei kollektiven Sach-Entscheidungen gilt, wie bei der Wahl von Delegierten auch: Gottes Gesetze sind nicht verhandelbar. Sie bedürfen keiner Abstimmung. Einen kollektiven Willensbildungsprozess halte ich für unchristlich, vor allem auch der heroisierte Meinungskampf. Willensbildung ist ein innerer individueller Prozess.
Frage 22
Ist der Meinungskampf nicht eine gute Sache, weil der Meinungskampf doch immerhin die Befassung mit streitigen Fragen fördert?
Christus hat uns anderes gelehrt und vorgelebt. Christus hat uns den unstreitigen und absoluten Willen Gottes ans Herz gelegt und hat uns gleichzeitig gelehrt und bis zur bitteren Neige am Kreuze vorgelebt, dass wir nicht streiten sollen und auch nicht gegeneinander kämpfen sollen. Meinungskampf ist immer Manipulation von Gesinnung und Meinung, ist immer unvollkommene menschliche Ansicht und nie die Wahrheit. Die Wahrheit ist das ewige Leben aller Menschen und Seelen nach dem Erdendasein und, dass wir im Diesseits unser Leben im Jenseits gestalten.
Frage 23
Was steckt hinter der Formulierung, dass Gottes Gesetze nicht verhandelbar sind und was bedeutet das für Wahlentscheidungen aller Art?
Vor allen Wahlen und übrigens auch vor allen persönlichen Entscheidungen steht immer ein innerer Willensbildungsprozess. Der Mensch muss immer abwägen und sich entscheiden, ob er seine eigenen Wünsche favorisiert, seinen eigenen Willen realisieren will, oder ob er den Willen des Höchsten, den ewigen Willen Gottes obenan stellt, wenn der eigene Wille dem entgegensteht. So entstehen in uns „innere Wahlkämpfe“, die einzigen Kämpfe, die Christus auch stets empfiehlt. Anders sieht es mit äußeren Wahlkämpfen aus. Diese sind immer Manipulationen.
Frage 24
Bedeutet das, dass Meinungskämpfe generell unchristlich sind?
So, wie ich die unverfälschten Lehren verstanden habe, kann es nicht anders sein. Der freie Wille bedeutet, dass jeder entsprechend des derzeitigen Standes seines Bewusstseins frei denken, reden und handeln soll. Alles andere ist Einflussnahme und Manipulation. Erst wenn ein Mensch freiwillig, also von sich aus beginnt, sein Verhalten zu hinterfragen, darf ihm Orientierungshilfe gegeben werden, aber nur, wenn er darum bittet. Ungebetene Kritiken und Einflüsse von Meinungsmachern stören die freie Entfaltung des Gewissens. Für wahre Christen ist solches tabu.
Frage 25
Weiter oben in diesem Dialog war in der Frage 11 von drei Arten der Demokratie die Rede: Von der repräsentativen Demokratie, von der direkten Demokratie und von der Verhaltensdemokratie. Was ist mit dieser ominösen Verhaltensdemokratie gemeint?
Die von mir so genannte Verhaltensdemokratie ist ein Pendant zum konkludenten Verhalten eines Individuums. Konkludentes Verhalten ist eine Verhaltensweise, die auf den Willen des Handelnden schließen lässt, ohne dass dieser seinen Willen verbal zum Ausdruck bringt. Jedes individuelle Verhalten kann auch in der Masse auftreten, wie z.B. die berühmte Abstimmung mit Füßen, oder wie das sogenannte Nichtwähler-Verhalten. Die Mächtigen studieren ständig, offen und versteckt, sehr genau das Verhalten der Masse um zu checken, wie sie die Masse lenken können.
Frage 26
Kann man die Verhaltensdemokratie als eine Art Votum bewerten, auf dessen Basis die Parlamentarier ihre Rechtsnormen stricken und die ihrerseits als Fundament für die Regierungsgeschäfte dienen?
Ich kenne keinen Staat und ich kann mir auch keinen Staat vorstellen, der seine Aufgabe darin sieht, die Gerechtigkeit Gottes zu verwirklichen. Jede klarsichtige Beobachtung lehrt das Gegenteil: Alle Staaten sind nichts anderes als Instrumente der Mächtigen. Sie haben nur eines im Sinn: Legale, rechtlich abgesicherte und notfalls mit Gewalt durchsetzbare Privilegien und Profite für die Reichen auf Kosten der Armen zu schaffen. Der vielbeschworene Rechtsstaat ist also nichts anderes als ein Vollstreckungsorgan zur Befriedigung menschlicher Machtgelüste.
Frage 27
Wenn man die oben beschriebene Definition des Wesens des Staates gelten lässt, müsste es dennoch mittels Demokratie möglich sein, den Einfluss der Mächtigen, die oft auch „Plutokraten“ oder „Kapitalisten“ genannt werden, zu mindern. Kann eine Basis-Demokratie aus dieser Sicht nicht doch ein Instrument des Ausgleichs von gegenläufigen Interessen sein und die Macht der Plutokraten minimieren und sukzessive eliminieren?
Das hat noch nie funktioniert und das wird auch nie funktionieren – warum nicht? Lehren nicht schon alle Erfahrungen, dass diese „Interessen-Gegensätze“ in dieser grundlegenden Form gar nicht existieren? Sind die Reichen die Egomanen und sind die Menschen des Volkes unschuldige Altruisten der urchristlichen Art? Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass das Egomanentum alle Menschen beherrscht, wenn auch verschieden stark? Herrscht nicht eine versteckte und stillschweigende Übereinkunft im Volke auf Basis einer „natürlichen“ Hab- und Geltungssucht?
Frage 28
Was ist mit der stillen Übereinkunft auf Basis einer „natürlichen“ Hab- und Geltungssucht gemeint?
Gegenläufige Interessen gibt es deswegen unter den Menschen, weil fast alle nicht genug kriegen können: menschliche Habsucht! Da fast alle Menschen nach Wohlstand und Reichtum streben, sind sich die Herrschenden und Beherrschten stillschweigend darin einig, dass uns Menschen eine „natürliche“ Habsucht, ein „natürlicher“ Egoismus innewohnt, auch „Selbsterhaltungstrieb“ genannt. Diese irrige Annahme ist die gemeinsame Basis aller Kontrahenten in der Gegnerschaft zu Christus. Es ist dieser stille Konsens, der die Demokratie „funktionieren“ lässt.
Frage 29
Bedeutet das, dass die stille Übereinkunft in der Frage des „natürlichen Egoismus“ der Hauptmotor ist, der die Demokratie stets in den Bahnen des menschlichen und allzumenschlichen Willens hält, der, wie einen Zug auf Schienen, niemals die Richtung wechseln kann?
Guter Vergleich, wenn man den Fahrplan für die Züge auf Schienen auch noch mit Ideologie und Religion vergleicht. Demokratie kann man auch als Teufelskreis sehen. Es kann nur über Menschliches und Allzumenschliches abgestimmt werden und nie ist der Wille Gottes dabei. Gleichzeitig kann über den Willen Gottes nicht abgestimmt werden, ihn kann man nur erfüllen oder nicht erfüllen. Diese Wahl ist nur individuell möglich, also können demokratische Entscheidungen stets nur unchristlich sein. Hinzu kommt noch die üble Spaltpilz-Funktion der Demokratie.
Frage 30
Was ist mit der Spaltpilz-Funktion der Demokratie gemeint?
Spaltpilze sind Mikroorganismen, die sich durch Spaltung vermehren. Übertragen auf des Alltagsleben, bezeichnet man mit Spaltpilz die Zerstörung der Einheit und genau das ist unter vielen anderen kritikwürdigen Eigenschaften der Demokratie wohl der zweitwichtigste Punkt, der für wahre Christen problematisch sein kann. Gott ist Einheit im Geiste des Guten. Die Einheit des Guten lässt dem Bösen keinen Spielraum mehr. Deswegen geht es den Dämonen primär immer um die Zerstörung der göttlichen Einheit und das stets bewusst auf Kosten des Friedens.
Frage 31
Gibt es einen Unterschied zwischen Einheit und Einigkeit, wie sie in der deutschen Nationalhymne postuliert wird?
Einigung findet eigentlich nur unter Menschen statt. Sie kann, aber sie muss nicht auf dem Willen Gottes beruhen. Als wahrer Christ kommt man am Willen Gottes nicht vorbei und Gott ist in allen Fragen Einheit und Harmonie. Gott kennt kein Gegeneinander, keine Disharmonie. Alle göttlichen Kräfte sind miteinander und füreinander im Dienste der ganzen Schöpfung, also des Lebens. Man kann nur für oder gegen das Leben sein. Für das Leben einzutreten ist immer Einheit. Einigkeit kann es auch im Bösen geben, auch im Recht und auch im Unrecht, Einheit nicht.
Frage 32
Wie macht sich die Spaltpilz-Funktion in der Demokratie bemerkbar?
Ist das nicht total offensichtlich? Sind nicht alle demokratischen Prozesse die Wahl zwischen streitigen Positionen oder zwischen Personen und Parteien, die alles wollen, nur nicht die Einheit? Man will zwar die Einigkeit, die Einigung, die aber nur auf Basis der Mehrheit, oder einer vermeintlichen Mehrheit entstehen kann. Es kann somit immer nur der Zwist, immer nur das Gegeneinander regieren, letztlich das verrechtlichte Böse oder Ungute, das nur eines schafft: Privilegien und Streit. Aber gegen Gott und die Zehn Gebote und die Bergpredigt, da ist man sich einig.
Frage 33
Offensichtlich kannten schon die alten Römer das Prinzip „Divide et impera“, was bedeutet: „Teile (=Spalte) und Herrsche“. Gibt es auf Erden überhaupt andere Möglichkeiten, vielleicht auch andere Demokratie-Modelle, die noch nicht entwickelt sind, mit denen sich auf gesellschaftlicher Ebene so hohe Ideale wie Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit verwirklichen lassen?
Die gibt es und wahre Christen wenden sie schon seit über zweitausend Jahren an. Es gab immer wieder urchristliche Gemeinden und sehr starke Bewegungen in der Zeit nach der Ermordung Jesu, die freie Gemeinschaften bildeten. Auch heute gibt es eine Gemeinschaft von Urchristen im Süden Deutschlands und auch in anderen Regionen der Erde. Freie Christen mit einer urchristlichen Gesinnung können an jedem Ort und zu jeder Zeit Lebens-, Wohn- und Arbeitsgemeinschaften oder auch Kommunen bilden, die vollkommen anders funktionieren als die Machtstrukturen.
Frage 34
Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen urchristlich orientierte Gemeinschaften und solchen Gemeinschaften, wie wir sie kennen?
Freie Gemeinschaften auf urchristlicher Basis entstehen schon zu Beginn auf Basis der Freiheit. Das bedeutet schon der Zusammenschluss ist freiwillig und das finden wir eigentlich sogar schon im irdischen Vertragsrecht angelegt. Dort gibt es die Vertragsfreiheit und auf Basis der Vertragsfreiheit gibt es sogar schon in unserer Rechtsordnung die GbR, die Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Die Basis einer GbR ist der Gesellschaftsvertrag. Ich kann mir gut vorstellen, dass alle freien Gesellschaften sich auf Vertragsbasis bilden, im Gegensatz zu Vereinsbildungen.
Frage 35
Können der Vertrag und damit auch der Gesellschaftsvertrag als Alternative zur Demokratie angesehen werden?
Nach meinen Vorstellungen und Erfahrungen können nur Vertragsgemeinschaften die Freiheit des Einzelnen auf der formalen Ebene garantieren. Vereine nach dem Vereinsrecht sind grundsätzlich hierarchisch aufgebaut. Genau betrachtet, sind der Staat und alle seine Untergliederungen wie ein Verein aufgebaut, hierarchisch strukturiert, eine Publikums-Gesellschaft mit Zwangs-Mechanismen auf Basis von unterschiedlichen Demokratiestrukturen. Freie Gemeinschaften dagegen sind auf der formalen Ebene vertraglich vereint. Man verträgt sich auf freiwilliger Basis.
Frage 36
Interessant ist das Wort „Vertrag“. Kann man sagen, dass der Vertrag ein Instrument des Friedens ist, weil sich die Vertragspartner vertragen, wenn sie einen Vertrag schließen? Könnte der Begriff „Vertrag“ von „sich-vertragen“ abgeleitet sein?
Der Vertrag, auch der Gesellschaftsvertrag, ist als Formalie natürlich kein Garant für den Frieden, als Instrument also kein automatischer „Alles-Könner“. Wir sehen ja heute, wie man auch mit Verträgen Schindluder treiben kann. Menschen sind zu allem fähig. Man kann auch per Vertrag betrügen, z.B. mit raffinierten Zwangsverträgen gutgläubige Menschen über den Tisch ziehen. Dennoch: Der Vertrag, auch der Gesellschaftsvertrag, ist eine Basis für Entscheidungsfreiheit. Der Geist, der die Vertragspartner zusammenführt, bestimmt die Vertrags-Inhalte.
Frage 37
Was bedeutet: „Der Geist, der die Vertragspartner zusammenführt, bestimmt die Vertrags-Inhalte“?
Die GbR ist eine „Allzweck-Gemeinschaft“. Jederzeit können sich Menschen mit einer freien Gesinnung auch zu Wohn- oder Produktionsgemeinschaften vereinen. Freie Christen mit einer urchristlichen Gesinnung sind sich von vornherein darin einig, dass sie sich in erster Linie zusammentun, um den Willen Gottes auf Erden zu verwirklichen und das Gesetz der Liebe und des Friedens zu verbreiten. Ihre Ziele sind nicht persönlich motiviert. Sie sehen sich als Teil des Friedensreiches Christi auf Erden, denn das ist uns offenbart. Nur der Geist Christi wird regieren.
Frage 38
Wie geschieht denn in urchristlichen Gemeinschaften die Willensbildung? Werden dort gemeinschaftliche Entscheidungen ohne Demokratie getroffen und wie funktioniert das?
Wer nicht bereit und willens ist, sein Leben in solch einer Gemeinschaft, so weit wie es ihm möglich ist, auf die Zehn Gebote und die Bergpredigt auszurichten und diese im Rahmen der Gemeinschaft zu verwirklichen, der wird von sich aus nicht einer „Christus-GbR“ beitreten. Eine Willensbildung ist unter wahren Christen nicht notwendig, denn der Wille des Christus-Gottes ist bekannt, anerkannt und er ist von allen gewollt. Fragen des Alltags werden in diesem Geiste erörtert, auch Projekte usw. und dann gilt, was sogar in der GbR gilt, der einstimmige Beschluss.
Frage 39
Ist der einstimmige Beschluss nicht doch eine demokratische Entscheidung?
Einstimmige Entscheidungen zwischen Vertragspartnern sind keine konträren Entscheidungen wie in Vereinen und Beschluss-Gremien. Sie sind eine Vertrags-Ergänzung und von daher gelten sie nur bei Einstimmigkeit. In freichristlichen Gemeinschaften wird niemand zu etwas gezwungen. Wahre Christen streben stets zur Einheit, aber nie unter Zwang. Es geht auch nie um streitige egoistische Ziele, die durchgeboxt werden müssen. Alle Entscheidungen und deren gemeinsame Abwägungen im Vorfeld der Entscheidungen dienen nur guten und edlen Zielen.
Frage 40
Wie verhalten sich freichristliche Gemeinschaften nach außen im allgemeinen Geschäftsverkehr und im Verhältnis zum Staat und zu dessen Behörden und auch zur staatlichen Rechtsordnung?
Grundsätzlich loyal in dem Sinne, dass staatliche Rechtsvorschriften vollständig eingehalten werden, auch, wenn es sich um kritische Willkürmaßnahmen handelt. Anweisungen, Verordnungen und Befehle, die gegen die Gesetze Gottes verstoßen sind aus meiner Sicht nicht zu befolgen. Man kann dabei als Einzelner in heftige Gewissenskonflikte geraten. Dann ist jeder auf sich gestellt. Jeder darf und sollte sein eigenes Gewissen zur Geltung bringen. Wahre Christen fragen sich, wie sich Jesus verhalten würde. Ein innerer und ehrlicher Christus-Dialog führt zum Guten.
Frage 41
Gegen Ende dieses Dialoges fragt sich im Angesichte der aktuellen Entwicklungen in der Welt und in unserem Land, die in Richtung Diktatur und Faschismus auf globaler Ebene zu gehen scheinen, wie man sich zu Fragen des Widerstandes verhalten soll, wenn man urchristlich tickt. Können Christen Widerständler sein?
Auch hier muss jeder sein eigenes Gewissen befragen. Es kann nicht Gottes Wille sein, dass ein Mensch einem anderen Menschen, auch in der Widerstandsfrage, seine derzeitige Sichtweise aufzudrücken versucht. Unser Bewusstsein ist nun mal sehr unterschiedlich ausgeprägt und jeder kann, soll und muss entsprechend seines Bewusstseins und Gewissens handeln. Aufrichtige und ehrliche Christen werden aber stets die Zehn Gebote und die Regeln des Friedens der Bergpredigt zu ihrer Maxime machen. Für mich ist das Verhalten Jesu auf Seinem Kreuzweg Vorbild.
Frage 42
Geht das etwas genauer und praxisbezogener? Sollen Christen staatliche Willkür-Maßnahmen in Richtung Faschismus und Krieg kampflos hinnehmen, statt sich am Widerstand zu beteiligen, um Faschismus und Krieg zu verhindern?
Als ehemaliger 68er-Revolutionär stand ich die meiste Zeit meines Erdendaseins immer auf Seiten des Widerstandes. Ich befürwortete sogar die „gerechte Gewalt“. Schon als Schüler verehrte ich Graf Schenk von Stauffenberg als Held. Ungefähr im Alter von 50 Jahren stellte sich mir die Frage der Gewalt, obwohl ich da noch ein bekennender Vollblut-Atheist war, jedenfalls dachte ich es. Es kam in mir zu einer grundsätzlichen Revision in der Gewaltfrage, aber in einem sehr langen und schmerzhaften Umdenk-Prozess. Am Ende siegte vorbehaltlos der Pazifist in mir.
Frage 43
Die derzeitigen Dissidenten in unserem Land bekennen sich zu einem absolut gewaltfreien Widerstand gegen die offensichtlich geplante Installation einer Plutokratie-Diktatur. Ist das aus urchristlicher Sicht nicht unterstützenswert?
Jeder muss für sich die Gewissensfrage klären, ob es überhaupt einen gewaltfreien Widerstand geben kann. Im Kapitel 15 zum Thema der Ursachen von Faschismus und Krieg werde ich etwas ausführlicher auf diesen Gewissenskonflikt eingehen. Für mich sind die Ziele der Dissidenten-Bewegung, aus der sich inzwischen auch mehrere Parteien gebildet haben, u.a. eine Basis-Demokratie-Partei, mehr als fraglich. Diese Bewegung ist zutiefst konservativ. Ihr ist in ihrem Streben nach einem Minimal-Konsens wohl nicht klar, wie hoch und teuer der Preis dafür ist.
Frage 44
Was sind die Zeichen der Zeit, die von vielen Dissidenten nicht gesehen oder vielleicht sogar bewusst verkannt werden?
Auch ich vermute, dass die Corona-Pandemie eine instrumentalisierte Plandemie sein könnte. Ein vermeintlicher „Killer-Virus“ versetzt viele Menschen in Angst und Schrecken. Das ermöglicht solche Zwangs-Maßnahmen, die sonst niemals durchgehen würden. Möglicherweise sind dämonische Kräfte aktiv, mit Absichten, die mehr als böse sind. Unabhängig davon muss aber auch gesagt und erkannt werden, dass jetzt eine Wirtschaftsordnung zerbröselt, die selbst schon mehr als böse war und ist, aber: Aktuell zerfällt, was sich im Geiste Gottes nicht gehört.
Frage 45
Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen?
Für mich ist klar, dass eine basisdemokratische Willensbildung, wie es die meisten Dissidenten anstreben, lediglich dazu geeignet wäre, die alte Wirtschaftsordnung zu restaurieren. Aus wahrer christlicher Sicht ist diese alte Wirtschaftsordnung, die nach 1945 installiert wurde, hoch unanständig, eine Krieger-Wirtschaft, in der sich nur die wohlfühlen, die nicht genug kriegen können, wodurch auch eine Wirtschaft des Krieges gegen Menschen und Natur entstand. Die jetzt zerfallende Wirtschaft ist nicht Gottes Wille. Ihre Restauration kann ich als Freier Christ nicht mittragen.
Frage 46
Was wahrscheinlich vielen ehrlichen Demonstranten und Widerständlern nicht begreiflich sein könnte, ist die These, dass es keinen wirklich gewaltfreien Widerstand gibt. Wie begründet sich das, wenn dem so ist?
Wenn ich die Christus-Lehren und das Verhalten Jesu bei Seiner Festnahme richtig verstehe, dann macht sich auch derjenige schuldig vor Gott, der einen Gegner zur Anwendung von Gewalt veranlasst. Heute sehe ich in Demonstrationen, auch jene in friedlicher Absicht, eine Provokation nicht nur für die staatlichen Gewaltorgane, sondern auch gegenüber den Bürgern, die sich nicht gegen den Staat wehren wollen, aus welchen Gründen auch immer. So schränken z.B. Demonstrationen zwangsweise das Nutzungsrecht öffentlicher Räume für andere Mitbürger ein.
Frage 47
Das ist nicht ganz leicht zu verstehen, vor allem die Frage der Provokation nicht. Friedliche Demonstranten provozieren doch keine Gewalt.
Bei genauer Betrachtung tun sie es doch, denn sie rufen die Staatsgewalt auf jeden Fall auf den Plan, indem die Polizei und die Ordnungsämter ihre Gewalt quasi als Gegendemonstration aufbieten. Unter Gewalt verbuche ich persönlich aber auch die Einschränkung der Freiheit anderer Mitbürger, die durch Demonstrationen in ihrer Bewegungsfreiheit und in ihren Nutzungsrechten öffentlicher Räume für die Zeit der Demos stark eingeschränkt werden. Gleichzeitig müssen Bürger, die nicht die Ansichten der Demonstranten teilen, deren Forderungen und Parolen ertragen.
Frage 48
Da ist einiges dran, aber kann man friedlichen Demonstrationen deswegen schon den Stempel der Gewalt aufdrücken, nur weil vorübergehend andere Bürger sich belästigt oder gar beeinträchtigt fühlen können?
Wer die Rechte anderer ernst nimmt, und wer die Willensfreiheit und die Freiheit des Denkens und Handelns seiner Mitmenschen ernst nimmt, der muss zugeben, dass Gewalt schon dann beginnt, wenn Menschen ein Wille aufgezwungen wird, den sie selbst nicht teilen. Gewalt ist nicht nur körperlich zu sehen. Jeder Zwang ist Gewalt. Wenn der Staat Gewalt anwendet, heißt das aus meinem christlichen Verständnis nicht, dass Gewalt mit Gewalt begegnet werden soll. Krieg kann man ja auch nicht mit Krieg abschaffen und Freiheit erlangt man nicht mit Unfreiheit.
Frage 49
Muss Pazifismus wirklich so radikal und konsequent verstanden werden? Damit ist ja praktisch fast jeder Widerstand unmöglich. Welcher Sinn steckt dahinter?
In dieser Frage ist man kurzsichtig, wenn man erstens die Reinkarnation und das Gesetz von Saat und Ernte außer Acht lässt und zweitens, wenn man das Gebot der Nächstenliebe und der Feindesliebe noch nicht verstanden und angenommen hat. Dazu kann man auch niemanden zwingen. Jeder ist darin frei, den Christusweg der Erlösung zu gehen oder nicht. Das aktuelle Dilemma erhält ein anderes Gesicht, wenn wir begreifen, dass wir zur Zeit jenes ernten, was wir in diesem Leben oder in Vorleben ausgesät haben. Der heutige „Feind“ kann das Opfer von gestern sein.
Frage 50
Wahre Christlichkeit scheint in der Praxis des Lebens ungleich schwerer und viel komplexer zu sein, als wenn man die Gebote und die Bergpredigt nur mal so durchliest. Sind solche harten Überlegungen, mit denen dieser Dialog schließt, wirklich unausweichlich und müssen sie wirklich so konsequent gesehen werden?
Noch einmal: Niemand ist gezwungen, sich so zu verhalten, wie es ihm noch nicht einsichtig oder logisch ist. Der Wille ist das Entscheidende. Wer seinen eigenen Willen dem heiligen Willen des Christus-Gottes unterordnen will, wem Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit, Gleichheit und Einheit wirklich ein echtes Herzensanliegen sind, dem fällt es auf lange Sicht nicht schwer, konsequent den Christusweg der Erlösung zu gehen. Am Anfang kostet das Überwindung. Das soll nicht geleugnet werden, aber jeder innere Erfolg fördert die Standhaftigkeit.
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EPILOG
Haltung und Verhalten
Je verworrener das Zeitgeschehen ist, desto öfter sind wir damit konfrontiert, zu Fragen des Zeitgeschehens eine eigene Haltung zu erarbeiten. Jede eigene Haltung korrespondiert mit dem Gewissen, das der Ausdruck des derzeitigen Bewusstseins ist. Auch und gerade in turbulenten Zeiten, in denen es drunter und drüber geht, ist jeder gefordert und jeder muss sich in jeder Frage des Lebens irgendwie verhalten. Ein Nichtverhalten gibt es nicht. Ob man sich bewusst oder unbewusst so verhält, wie man sich verhält, das hängt von der bewussten oder unbewussten Haltung ab.
Das Demokratie-Desaster
Der obige Demokratie-Dialog, der die Frage erörtert, ob die Demokratie mit der Freiheit identisch sein kann oder ob Demokratie der Antagonist zur Freiheit sein könnte, ist aus einem Jahrzehnte langen politisch-gesellschaftlichen Engagement heraus entstanden. Die Tatsache, dass Demokratie weder Frieden, noch Freiheit, Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit, Gleichheit und Einheit hervorgebracht hat, gibt Anlass darüber nachzudenken, ob die jetzige Schräglage in der Gesellschaft, trotz oder wegen der Demokratie entstanden ist. Wer nicht fragt, erhält keine Antwort.
Die Messlatte
Wer christlich tickt oder wer christlich werden möchte, wird alle Lebensfragen mit den Zehn Geboten Mose und den Lehren Christi abgleichen. Wer das nicht tut, ist eben kein Christ, wodurch er andere Messlatten benutzen muss. Wer sich dagegen vollständig auf Christus verlässt, hat einen absolut verlässlichen Kompass für alle sittlich-moralischen Angelegenheiten zur Hand. Dennoch kann es sein, dass auch ernste und wahre Christen in einigen Fragen zu verschiedenen Schlüssen kommen können, weil auch aufrichtige Christen sehr unterschiedliche Erfahrungen haben.
Der „Christus-Baukasten“
Viele persönliche und gesellschaftliche Konflikte müssen erst analysiert werden, bevor man eine Haltung einnehmen kann, um sich echt christlich verhalten zu können. Manchmal muss man mehrere Elemente der Lehren Christi kombinieren, um hinter eine komplexe Frage steigen zu können. Das Phänomen Demokratie ist so ein Ding, das sorgfältig und gewissenhaft durchleuchtet werden will. Der obige Dialog ist ein Versuch, der, wie jeder Versuch, auch Aspekte übersehen haben kann. Das bedeutet: Das vorliegende Resultat kann auch unvollständig und unrichtig sein.
Bereitschaft zur Selbstkritik
Wenn ich als Autor der Demokratie-Analyse auch davon überzeugt bin, mit dem Resultat richtig zu liegen, dann heißt das nicht, dass meine Analyse richtig sein muss. Ich bin mir darüber vollständig bewusst, dass mein Christusbewusstsein und mein Christusgewissen noch lange nicht vollständig entfaltet sind. Von daher können alle meine Publikationen stets kritisch hinterfragt werden, entweder von Mitmenschen, und auf jeden Fall auch von mir selbst. In diesem Sinne möchte ich alle Kapitel dieser Website als Anregung und nicht als Vorgabe verstanden wissen.
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FREIGEISTER DENKEN HÄUFIG ANDERS
ALS ANDERE
Was sagte einst der Freiheitsdichter und Denker
Friedrich Schiller über die
Demokratie?
Mehrheit ist der Unsinn
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn.
Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen.
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Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat?
Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl?
Er muss dem Mächtigen, der ihn bezahlt,
um Brot und Stiefel seine Stimm' verkaufen.
Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen.
Der Staat muss untergehn, früh oder spät,
wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.
Demetrius I. (Sapieha)
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Friedrich von Schiller
Arzt, Philosoph, Poet, Schriftsteller, Dichter und Freigeist
* 10.11.1759, † 09.05.1805
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Gez.: Uwe-Ferdinand Jessen
Flensburg, den 29.01.2021
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